Die Geschichte der böhmischen Länder kann kaum isoliert nur als Geschichte der Tschechen und ihrer nationalen Kultur erzählt werden, ohne die Kompliziertheit der Nationalitätsentwicklung auf diesem Gebiet im Herzen Europas zu berücksichtigen und die anderen, mit ihr untrennbar verbundenen Völker und Ethnika in Betracht zu ziehen. Trotz aller Vielfalt trug sich diese Geschichte mit Worten von František Palacký, dem Vater der modernen Geschichtswissenschaft, vor allem im Zeichen eines „ständigen Aufeinandertreffens und Streites“ der Tschechen und Deutschen. Obwohl wir ähnliche Behauptungen aus der heutigen Perspektive mit kritischem Abstand betrachten können, ist es unstrittig, dass gerade die Dynamik der tschechisch-deutschen Beziehungen für die historische Entwicklung der böhmischen Länder oft maßgebend war. Die Geschichte dieser Beziehungen, ihre Gegenwart sowie die Zukunftsaussichten werden wahrscheinlich auch weiterhin den Mittelpunkt widersprüchlicher Auslegungen und auch heftiger Auseinandersetzungen darstellen – sie können sehr unterschiedlich wahrgenommen und verstanden werden: als gegenseitige Bereicherung und Streben nach Verständnis einerseits und ewige Rivalität bis zu unversöhnlicher Feindseligkeit andererseits. Lassen Sie uns also nachstehend am Beispiel von sechs Büchern, die innerhalb sieben Jahrhunderte entstanden sind, zeigen, wie sich diese dynamische Nachbarschaft in wertvollen Handschriften und alten Drucken widerspiegelt.